Smarte Assistenz zu Hause
Smartspeaker und die in sie integrierte Sprachassistenz-Software machen immer mehr von sich reden. Man kann damit Hörfilme abrufen, Hörbücher hören und smarte Haushaltsgeräte steuern. Was genau Sprachassistenten und Smartspeaker sind, was sie können und welche Fragen man sich vor der Anschaffung stellen sollte, erklärt der Experte Thomas Schmidt im folgenden Beitrag.
Im Radio ist manchmal zu hören: „Informationen auch über Ihren Smartspeaker abrufbar“. Was sind eigentlich Smartspeaker? Smartspeaker sind Lautsprecher mit einer integrierten Sprachassistenz. Eine Sprachassistenz ist eine Software, die es erlaubt, ein Gerät mittels Spracheingaben zu steuern, mittels Kommunikation in natürlicher, menschlicher Sprache Informationen abzufragen, Dialoge zu führen und Assistenzdienste zu erbringen. Smartspeaker beantworten Fragen, egal, ob zum Wetter oder zum aktuellen Weltgeschehen. Sie spielen Musik, die über das heimische Netzwerk verfügbar ist. Man kann Musikstreaming-, Nachrichten- oder Podcastdienste nutzen und smarte Haushaltsgeräte und auch schon einige Fernseher damit steuern.
Um mit so einem „intelligenten Lautsprecher“ zu kommunizieren, braucht man eine Verbindung zum Internet. Über einen WLAN-Router wird der Smart-speaker drahtlos ins heimische Netzwerk eingebunden. Mit einem Smartphone, Tablet oder einem Computer wird er eingerichtet. Erforderlich ist außerdem ein Nutzerkonto bei dem jeweiligen Anbieter des Smartspeakers.
Viele haben schon von Alexa und Siri gehört. Das sind die Sprachassistenten von Amazon und Apple. Google bietet Smartspeaker mit der Sprachassistenz „Google Assistant“ an. Die meisten Anbieter unterstützen nur ein Sprachsystem, sogenannte Drittanbieter unterstützen manchmal auch zwei Sprachsysteme.
Welcher Smartspeaker ist der Richtige für mich? Was muss ich bei einem Kauf beachten? Das sind Fragen, die man sich vor der Anschaffung eines solchen Gerätes stellen und - gegebenenfalls mit Unterstützung anderer Nutzer oder von Testberichten - beantworten sollte. Wichtig ist zum Beispiel, sich darüber klarzuwerden, welchen Zweck der kleine Alltagshelfer erfüllen soll. Soll er mich an Termine erinnern, mich mit Nachrichten versorgen, Fragen beantworten oder Haushaltsgeräte bedienen? Oder möchte ich Musik-Streamingdienste nutzen oder Videos abspielen lassen? Auch die Frage, ob mir ein guter Klang wichtig ist, drängt sich auf. Wenn ich im ganzen Haus gleichzeitig Musik hören möchte oder die einzelnen Familienmitglieder in unterschiedlichen Zimmern jeweils etwas anderes, brauche ich mehrere Smartspeaker, die multiroom- fähig sein müssen.
Die meisten haben sicher auch schon von Smarthome-Geräten gehört. Das sind Dinge im Haushalt, zum Beispiel die Heizung, die über einen Smartspeaker gesteuert werden können. Hierbei ist es wichtig, dass alle Geräte die gleiche Sprachassistenz und den gleichen Funkstandard benutzen. Besonders verbreitet ist die Sprachassistenz Alexa von Amazon. Es gibt viele Skills, kleine Programme, die den Funktionsumfang erweitern, um zum Beispiel das Licht und intelligente Steckdosen ein- oder auszuschalten, den Fernseher, Geschirrspüler, Kaffeevollautomaten oder Staubsaugerroboter zu bedienen und vieles mehr. Mit einfachen Kommandos kann man die Smartspeaker steuern. Bei dem von Amazon sagt man zum Beispiel „Alexa Hörfilm“, oder „Alexa, stelle Timer auf sechs Minuten“ – und schon wird man sprachlich weitergeleitet, um einen Hörfilm abzuspielen bzw. nach sechs Minuten wird man an die abgelaufene Zeit erinnert.
Smartspeaker gibt es in den unterschiedlichsten Größen, Farben und Formen. Der neue „Echo Dot“ von Amazon sieht aus wie eine kleine Kugel. Der 18 Zentimeter hohe HomePod von Apple ist mit einem nahtlosen Netzgewebe umschlossen, was nicht nur gut aussieht, sondern auch für einen guten Klang sorgen soll. Google nennt seine neuen Smartspeaker „Nest“. Der kleine runde „Nest Mini“ ist auch für die Wandmontage geeignet. Viele haben Bluetooth mit an Bord, einige besitzen einen Audio-Ausgang, zum Anschluss an eine HiFi-Anlage oder haben einen Akku für den mobilen Einsatz. Bei Smartspeakern mit Bluetooth kann man Musik vom Smartphone wiedergeben. Es ist auch möglich, Musik vom Smartspeaker auf einen Bluetooth-Lautsprecher zu übertragen.
Smartspeaker sind so konzipiert, dass sie im Bereitschaftsmodus auf ein Schlüsselwort wie „Alexa“, „Hey Siri“ oder „Okay Google“ warten, um in den aktiven Modus zu wechseln. Oftmals kann man das auch direkt durch Drücken einer Aktionstaste erreichen. Möchte man keinen „Zuhörer“ mit im Raum haben, lassen sich die Mikrofone stummschalten. Richtig ausschalten lassen sich die Smartspeaker, wenn man sie vom Stromnetz trennt. Das geht bequem mit einer Steckerleiste mit Kippschalter – alle Daten und Einstellungen bleiben erhalten.
In der heutigen Zeit ist der Datenschutz ein wichtiges Thema. Man kann selbst einiges tun, um ihn zu erhöhen. Wichtig ist, in die Einstellungen zu schauen und den Smartspeaker manuell zu konfigurieren. Nach Möglichkeit ein Sprachprofil erstellen (dann erkennt das Gerät spezifische Sprachgewohnheiten), verfügbare Software-Updates durchführen und ein sicheres WLAN- Passwort benutzen. Brauche ich keine Unterstützung von meinem „intelligenten Lautsprecher“ kann ich die Mithörfunktion ausschalten. Auch das erhöht den Datenschutz.
Bei Alexa kann man beispielsweise die Sprachaufzeichnungen bequem per Sprachbefehl löschen: „Alexa, lösche, was ich gerade gesagt habe“ oder „Alexa, lösche alles, was ich je gesagt habe.“
Telefonate sind nur möglich, wenn der Anrufer und der Empfänger des Anrufs den gleichen Smartspeaker-Anbieter nutzen. Eine Ausnahme stellt der Smartspeaker L800 HX von Gigaset dar. Er vereint die Sprachassistenz „Alexa“ und Dect-Telefonie. Als Voraussetzung benötigt man einen Internetzugang, ein Amazon-Nutzerkonto, eine Dect- Basisstation oder ein Dect-Modul im WLAN-Router.
Fazit: Ein Smartspeaker kann bei den alltäglichen Dingen unterstützen. Er sagt die Uhrzeit an, stellt einen Wecker oder Timer, liest die aktuellen Nachrichten vor, informiert mich über das Wetter. Man kann Fahrverbindungen der Deutschen Bahn suchen und mit dem Hörfilm-Skill des DBSV Hörfilme suchen und abspielen. Die Bedienung ist dank Sprachsteuerung für blinde und sehbehinderte Nutzer einfach. Auch Smarthome-Geräte wie Heizungsthermostate lassen sich einfach mit Sprache steuern.
Der Smartspeaker ist eine Bereicherung für blinde und sehbehinderte Menschen. Er ist Informations- und Unterhaltungsinstrument in einem.
Thomas Schmidt ist Hilfsmittel-Referent im Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin.